Bericht über das Jubelschützenfest der Schützenbruderschaft St. Jakobus Stockum – Neuhaus am 17., 18. und 19. Juli 1976
Am dritten Samstag im Januar 1976 der Jahreshauptversammlung derSchützenbruderschaft, waren sich alle Schützenbrüder einig: 100 Jahre Schützenbruderschaft St. Jakobus Stockum-Neuhaus; das muß gefeiert werden. Der Vorstand wurde von der Versammlung beauftragt, dieses Fest vorzubereiten. Unter anderem soll auch eine Festschrift herausgegeben werden. Schützenoberst Willi Korb bat alle Schützenbrüder den Vorstand durch Rat und Tat zu unterstützen.
Die neue Schützenfahne, die anläßlich des Jubelfestes geweiht werden soll, war schon durch den Vorstand in Auftrag gegeben. Die. Herstellung der Fahne oblag den Schwestern im Kloster Abtei Heilig Kreuz in Herstelle. Zur Finanzierung der Fahne waren in den vorangegangenen Jahren schon Preisknobeln mit gutem Erfolg durchgeführt worden.
Mehrere Versammlungen des Vorstandes waren nötig, um das Fest, und deren Ablauf bis in die kleinsten Einzelheiten zu planen. Das Tambourcorps verlegte einen Übungsabend auf Mühlenschulten Hof, um an Ort und Stelle mit dem Vorstand nähere Einzelheiten in Bezug auf Auf- und Vorbeimarsch festzulegen. Die Schänke wurde erstmals nicht an einen Festwirt vergeben. Die Bruderschaft übernahm diese Aufgabe in eigener Regie. Nach einigen Verhandlungen konnte die Thekenmannschaft der letzten Jahre verpflichtet werden. Ebenso wurde die Küche vergeben. Um dem Ansturm der Gäste gewachsen zu sein, wurde vom Zeltverleih Nolte ein zweites Zelt á 300 qm angemietet, so daß neben unseren Räumlichkeiten 2 Zelte zur Verfügung standen. Insgesamt waren dies über 1.000 qm. Alle Schützenbrüder und Dorfbewohner wurden aufgefordert, sich an der Ausschmückung unseres Dorfes zu beteiligen. Von der Bruderschaft wurden noch Transparente und Wimpelketten in den Vereinsfarben angeschafft.
Durch Unterstützung der Schützenbruderschaft nahestehender Firmen konnte eine ansprechende Festschrift herausgegeben werden. Neben den Grußworten von Präses Kleffmann und Oberst Korb, der Gemeinde Möhnesee und dem Sauerländer Schützenbund, Kreisgruppe Soest, finden wir eine fast lückenlose Aufzählung der Königspaare in diesen 100 Jahren und interessante Einzelheiten aus der Geschichte der Ortsteile Stockum und Neuhaus vor. Im Mittelpunkt steht natürlich die Entwicklung der Bruderschaft, die aus der Körbecker St. Pankratius-Schützenbruderschaft hervorgegangen ist.
Soester Anzeiger und Westfalenpost berichteten am 17. Juli in ihren Zeitungen über das Jubelfest in Stockum. Außerdem wurde durch die Bruderschaft mit Plakaten in allen umliegenden Orten auf das bevorstehende Fest hingewiesen.
Am Samstag traten die Schützen um 19.00 Uhr zum Abholen des Obersten W. Korb und des Königs Clemens Trompeter an. Das Tambourcorps Stockum und die Kapelle Drewer führten die Bruderschaft an. Nach einem Umtrunk marschierte die Bruderschaft zum Festplatz zurück. Hier begrüßte Oberst Willi Korb alle Schützenbrüder und das Tambourcorps sehr herzlich. Ein ganz besonderer Gruß galt der Kapelle Drewer die nun schon über lange Jahre zum Stockumer Fest dazugehört. Korb bat alle Schützenbrüder, das Tambourcorps und die Kapelle Drewer zum guten Gelingen des Jubelfestes beizutragen. Tambourmajor Werner Krohn überreichte den Flötistinnen Renate Löer, Hildegard Eickhoff und Pia Korb ihre neue Uniform, die das Corps den drei jungen Damen zum Geschenk machte. Ferner wurden noch geehrt für langjährige aktive Mitgliedschaft im Tambourcorps: Alfons Gerke, Josef und Willi Schulze für 15 Jahre und Werner Krohn und Helmut Löer für 30 Jahre. Oberst. Korb dankte noch einmal allen vom Tambourcorps und wies mit Stolz auf das Corps, das bei jedem Auftritt der Bruderschaft den Verein mit klingendem Spiel anführt.
Nach diesem offiziellen Teil kam man zum gemütlichen Teil. Über 700 Gäste sorgten an diesem Abend für eine Stimmung, die wir alle so schnell nicht vergessen werden. Der Bierumsatz soll noch nie so hoch gewesen sein. Am Sonntag, dem 18, Juli, war um 13.oo Uhr Antreten unserer Bruderschaft zum Abholen des Jubelkönigpaares. Das Jubelkönigspaar ClemensTrompeter und Frau Gertrud aus Neuhaus wurde vom Hof Franz Knappstein abgeholt. Auf dem Festplatz trafen inzwischen die geladenen Bruderschaften und Vereine ein.
Es waren dies: die Schützenbruderschaft St. Hubertus Wamel, St. Lucia Echtrop, St. Hubertus Delecke - Drüggelte - Westrich, St. Hubertus Breitenbruch, der Schützenverein St. Michael Völlinghausen einschl. Tambourcorps, die Schützenbruderschaft St. Johannes Berlingsen - Büecke -Wippringsen, St. Hubertus Hewingsen, St. Sebastianus und St. Hubertus Brüllingsen - Ellingsen - Haar und Ostheide einschl. Tambourcorps, St. Antonius Günne St. Hubertus Niederense, St. Pankratius Körbecke einschl. Feuerwehr-Tambourcorps Körbecke und Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Möhnesee.
In der aufgeführten Reihenfolge marschierten um 14.15 Uhr alle Schützenbrüder durch die festlich geschmückten Straßen zum Hof Mühlenschulte. Oberst Willi Korb und Adjutant Franz Knappstein, das Tambourcorps Stockum und die Kapelle Drewer führten die gesamten Vereine an. Die Schützenbruderschaft St. Jakobus Stockum Neuhaus bildete mit der neuen, noch verhüllten Fahne den Schluß des großen Zuges.
Nachdem auf dem Hof Mühlenschulte alle Vereine Aufstellung genommen hatten, begrüßte Oberst Willi Korb alle Vereine und Bruderschaften, die Ehrengäste Kreisoberst Dr. Egen, Bürgermeister Schoppe, Gemeindedirektor Siepmann, Präses Kleffmann, Vikar Auffemberg, die Altersveteranen der Stockumer Bruderschaft, sowie alle Gäste aufs herzlichste.
Präses Kleffmann nahm hierauf die Weihe der neuen Schützenfahne vor. In seiner anschließenden Festansprache befaßte sich Vikar Auffemberg mit dem vielzitierten Begriff "Gemeinschaft". Als Wurzeln und Grundlagen der Gemeinschaft nannte er Kameradschaft (absolute Verläßlichkeit auf den anderen), Freundschaft (auf gegenseitiger Sympathie beruhend) und Bruderschaft (vereint im Glauben Jesus Christus und im Bekenntnis zur christlichen Verantwortung für den Bruder in Not). Fahnenweihe und Jubiläum bezeichnete Vikar Auffemberg als denkwürdiges Ereignis in der Geschichte der Schützenbruderschaft St. Jakobus Stockum - Neuhaus, und er wünschte den Schützen Schwung und Elan auf ihrem Weg in die Zukunft.
Mit einer doppelten Überraschung wartete Kreisoberst Dr. Egen auf, gleichzeitig Schützenoberst, der Körbecker St.-Pankratius-Schützenbruderschaft; er überreichte dem Jubiläumskönig Clemens Trompeter einen Königsorden von 1852. Damals gehörten die Stockumer noch zur Körbecker St. Pankratius-Schützenbruderschaft. In jenem Jahr hatte ein Stockumer den Vogel abgeschossen und den Königsorden gestiftet. Es war dies der Schützenbruder Heinrich Schwabe. Diesen Orden entnahmen die Körbecker nun ihrer Königskette und brachten ihn als Zeichen freundschaftlicher Verbundenheit mit nach Stockum. Außerdem wollen die Körbecker Schützen, die fast vollzählig angetreten waren, eine Wand des Speiseraumes mit einem Bild schmücken. Den Entwurf konnte Oberst Dr. Egen bereits vorweisen: das Bild soll die Kapelle in Neuhaus und das Heiligenhäuschen in Stockum, verbunden durch den Stockumer Damm, zeigen.
Bürgermeister Schoppe schließlich sprach Grüße und Anerkennung für die Gemeinde Möhnesee aus. In den 100 Jahren des Vereinsbestehens habe sich die Geschichte widergespiegelt. Die Gesellschaft und Kameradschaft innerhalb des Dorfes sei durch die Bruderschaft gefestigt worden. Die St.-Jakobus-Schützenbruderschaft habe ihren Gemeinschaftssinn auch in vorbildlicher Weise beim Bau der Halle und ihrer Anlagen gezeigt.
Die Kommandeure der geladenen Bruderschaften und Vereine sprachen im Anschluß an die Rede Bürgermeister Schoppes der Bruderschaft ihre Glückwünsche aus und überreichten Erinnerungsgeschenke. Mit einer großen Parade vor den Königspaaren und Ehrengästen endete die eindrucksvolle Demonstration des Schützenwesens auf dem Hof Mühlenschulte. Im festlichen Zuge marschierten dann alle Schützen durch das Dorf zurück zum Festplatz. Nach einem gemeinsamen Königstanz aller Königspaare kamen wir dann zum weniger formellen Teil des Tages.
Für viele. Schützenbrüder begann nach einer langen Nacht, der Montagmorgen viel zu früh. Um 7.30 Uhr fuhren wir mit einem Bus nach Neuhaus zum Festhochamt. Nach dem Gottesdienst wurde am Ehrenmal der verstorbenen und gefallenen Schützenbrüder gedacht. Dann marschierte die Bruderschaft durch Neuhaus zum Tackeberg. Hier wurde wie in jedem Jahr der Frühschoppen gehalten.
Nach einem gemeinsamen Frühstück in der Schützenhalle ging es um 11.00 Uhr zum Vogelschießen. Nach einem dreiviertelstündigen Ringen um die Königswürde, war es der Schützenbruder Karl Huckenbeck, der mit dem 103. Schuß die letzten Reste des einstmals stolzen Holzvogels von der Stange holte. Zur Mitregentin erwählte er sich seine Ehefrau Ursula. Scharfschützen wurden: Franz Knappstein Krone, Helmut Mühlenschulte jr. Zepter und Norbert Beckschäfer Apfel.
Am Nachmittag wurde das neue Königspaar abgeholt. König Karl ließ es sich nicht nehmen, den Schützen ein Fäßchen Bier zu spendieren. Nachdem sich alle gestärkt hatten, marschierten die Schützenbrüder zum letzten Mal in diesen drei harten Tagen durch das Dorf zum Festplatz. Hier folgten die Krönung des Königpaares und der Königstanz. Oberst Willi Korb gab noch die Parole für Dienstag morgen bekannt: 8.00 Uhr Aufräumen des Platzes und anschließend Zelt abbauen.
Zum Ausklang unseres diesjährigen Schützenfestes verlebten alle noch ein paar schöne gemütliche Stunden. Zum Abschluß sei noch festgehalten: Das Jubiläumsschützenfest. fand bei Jubiläumswetter statt. Die große Hitze der vorangegangenen Wochen hielt auch zum Schützenfest an. Seit langem ein Fest ohne Regen. Allen Schützenbrüdern und Dorfbewohnern sei hier noch einmal für die tolle Ausschmückung ihrer Häuser und Straßen gedankt. Stockum hatte sich in ein grün-rotes Flaggenmeer verwandelt. Dieses Jubiläum wird sicher allen in guter Erinnerung bleiben.